Tag 1 (13.12.2024): Von El Chaltén zur Laguna Toro
Nach einer zu kurzen Nacht klingelte der Wecker um 5:30 Uhr, da uns Emily und Brandon, und Samy um 6:30 Uhr aufsammeln wollten. Nach dem Frühstück packten wir noch schnell die letzten Sachen aus dem Kühlschrank in die Rucksäcke, und dann ging es zu pünktlich los.

Wir starteten bei gut 400 Höhenmeter und mussten über ungefähr 8 km auf knapp 1100 Höhenmeter hoch. Der Anstieg war recht angenehm und wir waren überraschend schnell oben. Dort machten wir mit schöner Aussicht in Richtung Laguna Toro eine Vesperpause.


Von dort erwartete uns ein leichter Abstieg zum Río Túnel und der Laguna Toro. Nach ungefähr 18 km kamen wir sehr frühzeitig beim Campmento Toro an. Dort reservierten wir unsere Zeltplätze mit unseren Rucksäcken und liefen zur Laguna Toro um dort unser Mittagsvesper zu essen. Da es dort aber zu windig war, kehrten wir schnell um, und vesperten doch beim Campingplatz, der recht windgeschützt ist.
Anschließend bauten wir die Zelte auf, für die es kleine mit Holz zusätzlich windgeschützte Plätze gab. Den Nachmittag verbrachten wir dann mit quatschten und kleinen Spielen. Über die Zeit wurde der Campingplatz dann immer voller. Wir rechneten mit einigen wenigen anderen Zelten, am Ende waren es über 20 Zelte. Das mag daran liegen, dass das heute die letzte Möglichkeit war die Wanderung zu starten, da am 17. und 18. ein Sturm erwartet wird, was in dem sowieso sehr windigen Gelände dann schnell gefährlich wird.
Unser Trinkwasser füllten wir im nahegelegenen Fluss auf. Das Wasser war recht trüb, schmeckte aber in Ordnung. Laut den Rangern soll das Wasser problemlos trinkbar sein.


Nach dem auf unserem Tangria-Kocher gekochten Abendessen ging es früh (um kurz nach 20:00 Uhr) ins Bett. Aufgrund der Vielzahl an Personen wollen wir entgegen unserer ursprünglichen Plänen früh dran sein. Eigentlich macht es keinen Sinn, da der heutige Campingplatz mehr Wundschutz bietet, aber wir wolle sicher sein, dass wir als einer der ersten unterwegs sind und einen guten (windgeschützten) Platz auf dem Campingplatz beim Paso del Viento bekommen. Dort soll es laut Beschreibung nur acht windgeschützte Plätze geben. Zusätzlich haben wir keine Lust, bei der Tyrolean Traverse, die morgen recht früh am Anfang kommt, in einer Schlange zu stehen.
Tag 2 (14.12.2024): Von der Toro Lagoon mit einer Tyrolean Traverse und über einen Gletscher bis zum Paso del Viento
Nachdem uns am Vortag die verhältnismäßig große Zahl an Wandernden etwas Sorgen bereitet hatte, klingelte der Wecker um 5:45 Uhr, und um 7:00 Uhr wollten wir loslaufen. Zu unserer Überraschung war es am Morgen nahezu windstill, so waren wir die ersten 3 km zur Tyrolean Traverse recht zügig unterwegs. Wir merkten allerdings schon, wie der Wind langsam zunahm. Heute waren wir zu sechst, gestern Abend lernten wir noch Katrin kennen, die sich uns anschloss.
Bei der Tyrolean Traverse querte Brandon als erstes und half den anderen dann beim Aussteigen. Zuerst zogen wir uns den „Sicherheitsgurt“ an, dann verbindeten wir den Aluminium-Karabiner mit der Seilrolle, und abschließen noch des Sicherungsseil mit dem Stahlkarabiner direkt mit dem Stahlseil. In den Stahlkarabiner wurde dann auch noch der Rucksack eingegangen. Und dann musste man sich nur noch rüberziehen und auf der anderen Seite wieder ausstiegen. Emily half uns allen beim Einsteigen und querte dann als letzte.

Kurz nach der Traverse war dann schon der Glaciar Túnel sichtbar. Wir liefen erst oberhalb der Gletscher Zunge auf der Moräne, und wechselten dann irgendwann auf den Gletscher, da man dort besser laufen konnte. Damit waren schon zwei Premieren für Saskia und mich. Eine Flussquerung mit einer Tyrolean Traverse und das erste Mal auf einem Gletscher. Der Gletscher soll zwar absolut ungefährlich sein, trotzdem musste man aufpassen nicht auszurutschen oder in ein Loch zu fallen.


Als der Gletscher zu uneben und damit zu schlecht zum Laufen wurde, wechselten wir zurück auf die Moräne. Von da an ging es auf losen Untergrund steil bergauf. Und auch ohne vertiefte Spanisch-Kentnisse wurde deutlich, wieso der Pass ‚Paso del Viento‘ heißt. Teilweise blies uns der Wind fast um, und wir waren immer wieder in einem regelrechten Sandsturm. In einem windgeschützten Bereich machten wir Vesperpause und liefen dann vollends die beschwerliche Stecke hoch.

Am Morgen hatte uns Brandon noch erklärt, dass jeder von uns einen Stein suchen und mit nach oben tragen müsse als Opfergabe für Pacha Mama. Nachdem wir nach knapp 10 km und über 1000 Höhenmetern endlich oben angekommen waren, bauten wir ein kleines Türmchen aus unseren Opfergaben.

Keine 5 Minuten später hatten wir dann eine traumhafte Aussicht auf südpatagonische Eisschild. Alle Gletscher die wir bisher bestaunen durften, gehören zu dieser riesigen Eisfläche.


Diese Aussicht genossen wir einige Zeit und liegen dann nochmal gut 4km zum Campingplatz. Auf dem Weg dorthin mussten wir schon fast 500 Meter wieder absteigen. Dort angekommen hatten wir dann gut 14 km auf der Uhr, und es gab erst einmal eine große Portion Ravioli für Saskia und für mich. Anschließend hüpften Brandon, Samy, Katrin und ich in den kleinen See am Campingplatz. Das Wasser war wärmer als gedacht. Vermutlich hatte die Sonne den recht flachen See ordentlich aufgewärmt.

Tatsächlich hatten wir dann sogar mit zu gutem Wetter fast schon zu “kämpfen”, denn die Sonne strahlte ganz schön stark auf uns herab. Im Gegensatz zum Campmento Toro sind wir über der Baumgrenze, sodass es keine Bäume gibt, die uns Schatten spenden könnten. Nachmittags kochten wir noch Kaffee und aßen Marmorkuchen. Und zum Abendessen gab es Rührei aus getrockneten Eierpulver. Am Abend zählten wir insgesamt 24 Zelte auf dem Campingplatz.

Tag 3 (15.12.2024): Über den sehr windigen Paso Huemul steil herunter zum Campmento Baiha de los Témpanos
Nach der allmorgendlichen Routine aus Zelt abbauen, Rucksack packen, Haferflocken essen und Kaffee trinken, liefen wir um kurz nach 7:30 Uhr los. Der erste Teil der Route war sehr schön und gemütlich. Es ging windgeschützt durch eine grüne Landschaft entlang von kleinen Bächen.

Nachdem die ersten 9 km recht gemütlich waren, machten wir mit toller Sicht auf das südpatagonische Eisschild direkt vor dem Gletscher Viedma unsere Vesperpause.

Anschließend starteten wir den Aufstieg zum Paso Huemul. Hierbei waren nicht die Höhenmeter das Problem, sondern der immer stärker werdende Wind. Zum Glück drückte er uns meistens immer nur an den Berg, so dass es weitestgehend ok war.

Fast oben angekommen erwartete uns eine kleine Hochebene, wo wir zum Glück etwas Schutz vor dem Wind hatten. Und auch die Aussicht auf das Eisschild war noch einmal fantastisch.

Auf der anderen Seite des Passes, sahen wir dann den Lago Viedma, wo uns in nur 4 km Entfernung unser Campingplatz erwartete.


Blöderweise trennten uns aber auch noch 700 Höhenmeter von dem Campingplatz. Da der Weg nicht nur sehr steil, sondern auch extrem schlecht und oft auch recht gefährlich war, brauchten wir geschlagene 2,5 Stunden für den Abstieg. Im steilsten Stück stiegen wir innerhalb eines Kilometers über 400 Höhenmeter ab.

Als das geschafft war, suchten wir uns passende Zeltplätze, reservierten diese und setzen uns mit Aussicht auf die Eisberge an den Strand und aßen Kekse.

Und da wir alle noch nie mit Eisbergen geschwommen, mussten wir natürlich die Gelegenheit nutzen, und sprangen in das eiskalte Wasser.

Den Abend nutzen wir um die Eisberge zu beobachten. Und tatsächlich passierte erstaunlich viel. Ab und zu brachen kleine Stücke ab, und zwei Mal hat sich sogar ein großer Eisberg gedreht.
Tag 4 (16.12.2024): 25 km von der Baiha Témpanos Bay zurück nach El Chalten
Nachdem irgendjemand der anderen Wanderer am Vorabend sagte, dass der Sonnenaufgang schön anzuschauen sei, hatten wir unsere Wecker auf 5:00 Uhr gestellt und setzen uns wenig später vor an den Strand. Dort schauten wir uns den Sonnenaufgang an – wann sonst hat man schon die Gelegenheit einen Sonnenaufgang an einem Strand mit etlichen Eisbergen zu bewundern?

Wir kochten noch heißes Wasser für Kaffee und Haferflocken am Strand, und machten uns dann daran alles zusammenzupacken. Und obwohl wir schon so früh wach waren, brauchte es trotzdem fast bis 7:30 Uhr, bis wir gehbereit waren. Die ersten Kilometer waren sehr angenehm flach durch die grüne Landschaft.

Mit der Zeit wurde es dann immer wärmer und die Sonne strahlte recht stark auf uns herab. Dann ging es auch nochmal recht lange mühsam nach oben. Immerhin hatten wir auf dem Weg immer wieder einen schönen Blick zurück zum Gletscher.

Nach einer Vesperpause ging es dann ein gutes Stück flach voran, und dann irgendwann einen recht steilen (im Vergleich zu gestern, gemütlichen) Abstieg zur Tyrolean Traverse herunter. Als wir dort ankamen, hatten wir 14,6 km auf der Uhr. Wir mussten kurz warten und dann gegen 12:00 Uhr hatten wir alle den Fluss erfolgreich überquert.

Als die Flussüberquerung geschafft war, suchten wir einen schönen schattigen Platz zum vespern. Allerdings wurden wir erst 3 km später bei einer alten Fähranlegestelle fündig. Von dort trennten uns dann noch knapp 8 km von El Chalten. Im Vergleich zu dem was wir die Tage davor gesehen haben, waren die Kilometer dann sehr eintönig. Als wir endlich zurück in El Chalten waren, gab es zur Belohnung ein sehr verdientes kaltes Bier aus dem Kühlschrank unseres Wohnmobiles.

Allgemeine Gedanken zum Huemul Circuit
Obwohl wir großen Respekt vor der Wanderung hatten und es sehr mühsam war, rechtzeitig zum Start in El Chaltén zu sein, sind wir sehr froh, dass wir an der Wanderung teilnehmen konnten. Zum einen konnten wir unglaublich viel von unseren drei Wanderkompanen lernen, und zum anderen waren die Tage von einer Fülle an Highlights geprägt.
Der Auftakt am ersten Tag war ein gemütlicher, wenn auch sehr früher Start in die Wanderung. Die Landschaft war schön, aber insgesamt noch wenig spektakulär. Am zweiten Tag wurde es direkt spannend: Wir begannen mit der Tyrolean Traverse, liefen anschließend zum ersten Mal zu einem Gletscher und erreichten nach einem windigen Anstieg zum ‚Paso del Viento‘ eine fantastische Aussicht auf das südpatagonische Eisschild. Der dritte Tag begann entspannt, bis wir uns einem weiteren windigen Aufstieg zum ‚Paso Huemul‘ stellen mussten. Der darauf folgende Abstieg zum Campingplatz an einer mit Eisbergen gefüllten Bucht war extrem steil. Neben der wunderschönen Sicht auf die Eisberge hatten wir auch die Gelegenheit, mit den Eisbergen zu schwimmen. Der vierte und letzte Tag starte auch spektakulär mit einem wunderschönen Sonnenaufgang an der mit Eisbergen gefüllten Bucht, bevor wir uns auf die letzten 25 Kilometer zurück nach El Chaltén machten.
Nachdem wir sowohl den W-Trek (siehe Tag Tag 111-115) als auch den Huemul Circuit gelaufen sind, stellt sich natürlich die Frage, welche Wanderung uns besser gefallen hat. Ohne Zweifel sind beide Touren großartig und absolut empfehlenswert. Wer die Möglichkeit hat, sollte – wie wir – unbedingt beide Wanderungen machen. Wir würden allerdings empfehlen, genauso wie wir zuerst den W-Trek zu laufen und anschließend den Huemul Circuit. Andernfalls wird die Menschenmenge auf dem W-Trek nach der Einsamkeit des Huemul Circuits noch störender wirken. Außerdem empfanden wir den W-Trek mit seiner guten Infrastruktur als idealen Einstieg, um uns anschließend der deutlich anspruchsvolleren Herausforderung des Huemul Circuits zu stellen.
2 Kommentare
Tag 124-125: Zwei-Tageswanderung zur Laguna Torre und zur Laguna de los Tres – durchsuniversum · Dezember 21, 2024 um 19:42
[…] Fitz Roy haben, der in einem schönen rot von der Sonne angestrahlt werden soll. Das hatten wir an Tag 118 als wir sehr früh für den Huemul Circuit aufgestanden waren, schon von unserem Parkplatz sehen […]
Tag 165: “Roadtrip” am Pazifik – viele Kilometer nordwärts nach Pichilemu – durchsuniversum · Januar 30, 2025 um 13:53
[…] trafen wir uns mit Sammi, mit der wir zusammen den Huemul-Circuit (siehe hier) gewandert waren, zum Abendessen. Zuerst gab es Pisco Sour, anschließend Nudeln mit Tomatensoße, […]