Pünktlich um 10 Uhr rollten wir mit unserem treuen Daimler-Benz T1 207d auf den Hof der Werkstatt. Keine schicke Autowerkstatt mit Hochglanz-Equipment, sondern eine klassische Hinterhof-Werkstatt. Genau das hatten wir uns erhofft – hier konnten wir mit anpacken und genau sehen, was an unserem Auspuff passiert. Der Werkstattbesitzer hatte zuerst aus unserer Sicht zu große Pläne für seine Entlohnung: 60.000 ARS (knapp 50€) wollte er von uns. Nach harten Verhandlungen einigten wir uns schließlich auf unser gesamtes restliches argentinisches Bargeld – etwa 33.500 ARS – plus 10 US-Dollar.
Wir vereinbarten den folgenden Plan: Der Auspuff musste wieder in Form gebracht und besser befestigt werden. Zuerst wurde das Rohr im Schraubstock festgeklemmt, dann erhitzt und wieder in die richtige Form gebogen. Danach ging der Auspuff zurück unter das Wohnmobil, wo wir es an den neuen Halte-Gummis (aus unserer riesigen Ersatzteil-Box) aufhängten.
Das Rohr am Endschalldämpfer weitete Adrian etwas auf, damit das Rohr vom Krümmer besser und vorallem weiter hineinpasst. Die Schelle, die alles zusammenhält, wanderte an eine bessere Position, und ein paar Schweißpunkte sorgten zusätzliche dafür, dass sich der Endschalldämpfer garantiert nicht mehr vom Auspuff auch nur einen Millimeter wegbewegen kann. Nach getaner Arbeit fegten wir noch das Wohnmobil durch, räumten ein wenig auf und machten uns auf den Weg, um Daniel, unseren italienischen Mitfahrer, einzusammeln.
Mit Daniel an Bord fuhren wir in Richtung Grenze, entlang des wunderschönen Lago General Carrera – oder, wie er in Argentinien heißt, Lago Buenos Aires. Interessant, wie ein See zwei Namen tragen kann: In Chile wird er zu Ehren des chilenischen Freiheitskämpfers benannt, während Argentinien ihn nach seiner Hauptstadt tauft. An einem schönen Aussichtspunkt oberhalb des Ufers machten wir eine kurze Vesperpause, um unsere restliche Salami und den Käse zu „versorgen“. Schließlich konnten wir keine Lebensmittel über die Grenze bringen – und wollten es auch nicht riskieren.
Die Ausreise aus Argentinien war gewohnt unkompliziert. Vor der Einreise nach Chile hatten wir allerdings ein mulmiges Gefühl. Linda und Björn waren an der gleichen Grenze von oben bis unten gefilzt worden – inklusive Spürhunde im Auto und Motorhaube öffnen. Doch wir hatten Glück: Ein junger Grenzbeamter warf nur einen kurzen Blick in unser Wohnmobil, und das war’s. Trotzdem sahen wir vor uns andere Fahrzeuge, die deutlich strenger durchsucht wurden.
In Chile Chico setzten wir Daniel ab, der uns zum Abschied ein kleines Trinkgeld in die Hand drückte – ein großes Dankeschön an dieser Stelle! Danach stürzten wir uns in den örtlichen Supermarkt, um für Weihnachten einzukaufen. Leider war der Laden nicht das, was wir uns erhofft hatten: teuer, schlecht sortiert, und unsere Euphorie über chilenische Supermärkte (siehe Tag 103) war wohl etwas voreilig. Vielleicht hängt es auch stark von der Region ab, wie gut die Supermärkte ausgestattet sind. Mit vollen, wenn auch nicht ganz zufriedenstellenden Einkaufstüten fuhren wir zu unserem Treffpunkt hinter der Stadt. Dort warteten Gudrun und Jacob, mit denen wir an der Playa Bahía Jara verabredet waren. Nachdem wir zuerst Linda und Björn bei Mendoza trafen (siehe Tag 61 bis Tag 63), dann Jaqueline und Herbert im Parque Nacional Torres del Paine (siehe Tag 110), sahen wir nun endlich Gudrun und Jacob wieder, was uns sehr freute. Und auch der Platz den die zwei ausgesucht hatten entsprach voll und ganz unseren Erwartungen: ein traumhafter Strand, mit Blick auf wunderschöne Berge ringsherum.
Eigentlich wollte ich am Abend dann noch Linzertorte backen. Stattdessen verbrachten wir den ganzen Abend bei Gudrun und Jacob und quatschten mit ihnen.
Oben in der Überschrift haben wir „(endgültig?) raus aus Argentinien“ geschrieben. Auch wenn der Plan vorsieht, bis Bolivien in Chile zu bleiben, weiß man ja nie, was kommt. Argentinien war für den Großteil unserer bisherigen Reise unser Zuhause, und wir haben uns in dieses Land verliebt. Wir sind unglaublich dankbar für die Vielfalt dessen, was wir hier erleben durften – egal ob im Norden, Osten, Süden oder Westen des Landes. Jede Region hat uns mit ihrer ganz eigenen Schönheit und ihren besonderen Momenten beschenkt und begeistert. Wir sind uns sicher, dass wir eines Tages zurückkehren werden – wenn es möglicherweise auch erst auf einer zukünftigen Reise sein wird.
0 Kommentare