Tag 1 (02.01.2024): Gemütlicher erster Tag mit drei Mal kalten und nassen Füßen bis zum Campamento Río Turbio

Pünktlich um 6:00 Uhr klingelte unser Wecker, da wir uns ein Taxi für 7:00 Uhr bestellt hatten, welches uns 30 km nach Osten zum Startpunkt der Wanderung brachte. Es war ziemlich ungewohnt, wie leise und komfortabel die Fahrt mit einem normalen Mini-Bus auf einer guten Straße sein kann. Um 7:30 Uhr waren wir am Startpunkt der Wanderung und liefen auf einem Feldweg los, wobei nach wenigen Metern schon das erste Hindernis kam: ein Fluss der zu tief war, als man ihn mit angezogenen Schuhen hätte überqueren können. Wir waren gerade schon dabei die Schuhe auszuziehen, als wir 50 m flussaufwärts eine kleine Brücke für Fußgänger entdeckten, die uns das kalte Nass ersparte. Die ersten Kilometer waren sehr idyllisch.

Wanderweg idyllisch am Fluss

Anschließend ging es einmal bergauf durch den Wald, und dann zurück an den Fluss, wo uns dann doch noch nasse und kalte Füße erwarteten. Auf die erste Insel ging es noch akrobatisch über einen Baumstamm, die zweite Hälfte des Flusses musste barfuß durchquert werden. Wenig später wartete dann auch schon die zweite Flussquerung auf uns. Und die dritte kam auch noch. Alle Flussquerungen waren nicht schlimm, aber überall war es so tief, dass Wasser in die Schuhe gekommen wäre.

Der noch trockene Teil der ersten Flussquerung
Die zweite Flussquerung
Die dritte Flussquerung

Nach gut 14 km machten wir bei einer verlassenen Rangerstation Mittagspause, und aßen mitgebrachte Sandwiche. Vom Mittagessensplatz waren es dann nochmal gut zwei Kilometer bis zum Campamento Río Turbio, wo wir mehr als rechtzeitig ankamen. Ursprünglich sind wir so früh los, da wir es uns offen halten wollten, die ersten zwei Tage zusammen zu legen, aber wir haben uns dann doch dagegen entschieden. Daher hatten wir viel Zeit zum Kaffee trinken und Karten spielen. Das erste Mal haben wir alle daran gedacht, Spielkarten mitzubringen.

Fluss und Berge am Campamento Río Turbio

Wie üblich gab es ein frühes Abendessen, und wie so oft gab es Nudeln mit zwei fertigen Päckchen Tomatensoße, die für meine Portion mit einer kleinen Dose Thunfisch ergänzt wurde. Abends saßen wir dann noch gemütlich am Fluss und tranken warmen Tee, bevor es um kurz nach acht in die Zelte ging. Wir wollten morgen wieder frühzeitig dran sein, da für nachmittags Wolken angesagt sind.

Tag 2 (03.01.2024): Über den Paso Peñón mit tollen Aussichten auf Gletscher zum Campamento El Bosque

Am Morgen klingelte unser Wecker um 6:15 Uhr und um 7:35 Uhr waren wir gehbereit. Zum Glück kam aber nicht direkt eine Flussüberquerung ohne Schuhe, sondern es gab eine Brücke. Nach 1,5 km bogen wir einmal vom Wanderweg nach rechts ab, um zu einem 1,6 km entfernten Aussichtspunkt zu laufen. Die Aussicht an der Laguna Glaciar Peñón war nett, aber auch nicht überragend. Dafür war der Weg anstrengend, da der Weg sehr steinig war.

Selfie an der Laguna Glaciar Peñón

Anschließend ging es hoch auf den Paso Peñón, wo wir einige Zeit über ein Schneefeld liefen. Von oben hatte man zuerst eine schöne Sicht zurück in das Tal vom vergangenen Tag, aber auch nach vorne, in das nächste Tal. Und kurz später hatten wir eine fantastische Aussicht auf eine Felswand mit Gletschern und Wasserfällen.

Schneefeld auf dem Paso Peñón
Felschwand kurz nach dem Paso Peñón
Gletscher in der Felswand

Der Abstieg war steil, aber gut hergerichtet, und an den steilen Stellen waren immer Seile als Hilfe. Der Weg nach dem Abstieg war dann wieder sehr mühsam, da es einfach ein großes Steinfeld war.

Steinfeld nach dem Abstieg vom Paso Peñón

Nachdem Steinfeld ging es noch durch einen Wald, aus dem wir eine fantastische Aussicht auf einen anderen Gletscher hatten.

Aussicht auf einen Gletscher vom Weg zwischen Paso Peñón und Campamento El Bosque

Der letzte Weg zum Campmento El Bosque war dann nochmal ziemlich anstrengend, weil es ordentlich nach oben ging. Angekommen beim Campingplatz machten wir unsere Mittagspause und bauten die Zelte auf. Bewaffnet mit Wasser, Instant-Kaffe, einem Kocher und einem Kuchen ging es dann noch einen guten Kilometer zur Laguna Tempano, nochmal steil nach oben. Als der gute Kilometer geschafft war, wurden wir mit einem fantastischen Aussichtspunkt belohnt: Gletscher ringsherum und eine Lagune mit Eisbergen. Und wenn man mit Eisbergen schwimmen kann, dann muss man die Chance natürlich wahrnehmen. Also hüpften wir wieder einmal in das kalte Wasser. Da wir die Habdtücher beim Zelt vergessen hatten, musste die Sonne beim Trocknen helfen.

Aussicht an der Laguna Tempano
Gruppenbild an der Laguna Tempano

Zurück am Campingplatz machten wir uns ganz langsam daran Abendessen zu kochen. Für Saskia und mich gab es Kartoffelbei mit Soya-Schnetzeln, Parmesan und Salami-Streifen. Nachdem alles gespült und aufgeräumt war, gab es noch eine kontroverse Runde Bonanza und es ging wieder frühzeitig ins Bett.

Tag 3 (04.01.2024): Schöne Aussicht an der Laguna Cerro Castillo und dann ein anstrengender Pass

Wie schon am Vortag klingelte der Wecker um 6:15 Uhr. Als alles zusammengepackt war ging es los zum ersten Zwischenziel, der Laguna Cerro Castillo. Der Weg dorthin war schon ziemlich schön. Und da Saskia unbedingt schwimmen wollten, sprangen wir gemeinsam mit rein, und Emily und Brandon machten Pause am Rand.

Saskia und Dominik beim Schwimmen in der Laguna Cerro Castillo

Von der Laguna folgten wir einem schönen ausgetretenem Pfad, der sich im Nachhinein leider als eine Sackgasse 100 Meter unterhalb des eigentlichen Weges herausgestellt hat. Und leider war es zu gefährlich zum eigentlichen Weg hochzuklettern. Daher ging es wieder zurück zu einem Pfad, den wir als gehbar empfanden. Es ging meistens über große Steine langsam nach oben. Wo wir als allererstes den Mirador Cerro Castillo ansteuerten. Der Mirador ist auch das Ziel der Tageswanderungen ausgehend con Villa Cerro Castillo.

Blick vom Mirador Cerro Castillo auf den Cerro Castillo
Selfie am Mirador Cerro Castillo

Von dort waren es nochmal 300 Meter hoch über dem Pass beim Morro Negro. Auf dem Weg hatte man zum einem eine schöne Sicht auf Villa Cerro Castillo, zum anderen konnten wir das Tal, welches wir gestern gewandert waren schön sehen, und ein wenig später, das Tal, dass wir am Nachmittag noch hochwanderten.

Blick zurück ins Tal zwischen Paso Peñón und Campamento El Bosque
Blick in die Richtung von Villa Cerro Castillo und darüber hinaus
Pass beim Morro Negro
Blick hinauf zur Laguna Duff

Der Abstieg war steil und und oft rutschig und brauchte dementsprechend ziemlich lang. Zwischen drin sah es auch sehr gefährlich nach starken Regen aus, aber zum Glück regnete es nur einige Tropfen. Als wir dann beim Campamento Los Porteadores endlich ankamen, waren froh und aßen unser Mittagsvesper.

Von dort ging es dann nochmal 3,6 km und 300 Höhenmeter weiter zum Campamento Neozelandés, wo wir die Zelte aufbauten. Nachdem das geschafft war, ging es mit den Tagesrucksäcken nochmal 300 Höhenmeter über 2,6 km hoch zur Laguna Duff. Alle außer mit schwammen nochmal eine Runde mit den Eisbergen, und anschließend gab es warmen Kaffee und Kekse.

Zurück beim Campingplatz war es dann schon Abendessenszeit und wir kochten unser letztes Abendessen. Es gab Couscous mit Soya-Schnetzel und Karotte.

Nachdem wir am ersten Tag (laut Apple Watch) 16,6 km mit 360 hm gelaufen sind, am zweiten Tag 17,0 km mit 904 hm, war der heutige Tag der härteste. Am Ende standen 20,3 km und 1314 hm auf der Uhr. Wie auch. Ei den letzten Wanderungen sind die Aufzeichnungen von Komoot etwas kürzer. Hier waren es 16,0 km (320 hm), 15,2 km (850 hm) und heute 18,2 km (1200 hm).

Tag 4 (05.01.2024): Rauswandern und Weiterfahrt

Heute gönnten wir uns eine halbe Stunde mehr Schlaf und stellten den Wecker auf 6:45 Uhr. Die ersten 3,6 km Abstieg bis zum Campamento Los Porteadores kannten wir schon. Anschließend wurde der Abstieg etwas steiler, aber war immer angenehm zu laufen. Bis zur Rangerstation waren es insgesamt 8 km und 900 Höhenmeter Abstieg.

Blick zurück zum Cerro Castillo

Bei der Rangerstation bezahlten wir noch sehr faire 26000 CLP (~25€) pro Person. Im Vergleich zu den Eintrittsgeldern im argentinischen Patagonien, war die hier gebotene Infrastruktur dem Eintrittsgeld mehr als angemessen.

Von der Rangerstation waren es dann nochmal mühsame 5 km über eine Schotterstraße zurück bis zum Wohnmobil. Dort angekommen gab es für alle, die nicht mehr fahren mussten ein kaltes Bier. Am Ende waren wir nach der Apple Watch 13,3 km gelaufen. Diesesmal stimmte die Messung fast mit Komoot überein, was 13,1 km angab.

Bernie am Rand der Caretera Austral mit Blumen und Fluss

Anschließend reparierten Brandon und ich den Auspuff mit Draht, und wie duschten nacheinander. Dank des Flusses direkt neben uns hatten wir zum Glück genug Wasser. Als dann auch noch die Schlafsäcke gelüftet, die Zelte getrocknet waren, und alles aus den Rucksäcken verstaut war, ging es langsam Richtung Coyhaique. Unterwegs stoppten wir noch für ein szenisches Bild mit Bernie und genossen dann die abwechslungsreiche Landschaft.

Angekommen in Coyhaique war dann ein Großeinkauf notwendig und wir bummelten einmal durch die Stadt. Zwar haben Supermärkte und große Läden trotz dass es Sonntag war auf, aber trotzdem gab es an einem Sonntagabend leider natürlich keinen Marktbetrieb.

Wir fuhren dann nochmal 50 km weiter zu einem sehr schönen Stellplatz am Río Aysén, der uns von einer französischen Reisenden empfohlen wurde. Dort machten wir Pfannkuchen zum Abendessen und genossen die schöne Aussicht.

Bernie am Schlafplatz

Fazit

Nachdem wir die letzten Wochen wirklich extrem viel gewandert waren, war die ‚Wanderlust‘ dieses Mal noch nicht ganz wieder da. Trotzdem haben wir die insgesamt 67 km wieder gut hinbekommen, und vor allem an Tag 2 und Tag 3 tolle Aussichten zu sehen bekommen. Der erste Tag war ein gemütlicher Start in die Wanderung, ohne viele Höhenmetern, aber mit drei Flussquerungen, die wir barfuß bewältigen mussten. An Tag 2 mussten wir den ersten Pass der Wanderung bezwingen, hatten tolle Aussichten auf Gletscher und wurden am Nachmittag damit belohnt, dass wir wieder einmal mit Eisbergen schwimmen durften. Am dritten Tag, ging es zuerst zur Laguna Cerro Castillo, wo es eine kleine Schwimmeinheit am Morgen gab, bevor der zweite Pass der Wanderung bezwungen werden musste. Da es nachmittags noch zur Laguna Duff (auch mit Eisbergen) hoch ging, war es der mit Abstand schwerste Tag. Der vierte Tag bestand dann aus einem angenehmem Abstieg und einer ätzende Schotterstraße zurück zum Auto.

Bei der Wanderung ist zusätzlich die tolle Infrastruktur hervorzuheben. Der Weg war weitestgehend gut ausgeschildert, und zusätzlich waren die Campingplätze alle hervorragend ausgestattet. Es gab etliche perfekt ebene Zeltplätze, genügend Tische, und Toiletten. Auch wenn man abends auf dem Campingplatz einige Leute traf hatte man tagsüber weitestgehend das Gefühl alleine unterwegs zu sein.

Im Vergleich zum W-Track (siehe hier) waren die Aussichten sicherlich ein wenig weniger beeindruckend, aber wenn man die Kosten und den Organisationsaufwand vom W-Trek berücksichtigt, dann bin ich mir nicht sicher welche Wanderung ich empfehlen würde. Zusätzlich war die viel geringere Anzahl an Menschen sehr angenehm. Unangefochtener Favorit bleibt aber ohne Frage der Huemul-Circuit (siehe hier).

Kategorien: Panamericana

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