Heute Morgen starteten wir den Tag mit einer Runde Joggen am Punta de Lobos. Wir liefen oberhalb der Klippen mit Blick auf den Pazifik und genossen die Aussicht.
Anschließend fuhren wir die letzten paar Kilometer nach Pichilemu. Dort war es gar nicht so einfach, einen Parkplatz für unser Wohnmobil zu finden. Direkt an der Strandpromenade durften wir nicht stehen, aber nach etwas Suchen fanden wir doch noch einen passenden Platz, der offiziell sogar kostenlos war. Doch wie üblich gab es „Helfer“, die für ihre Dienste eine kleine Entlohnung erwarteten. Wir schlenderten entlang der Costanera und beobachteten, wie Fischer ihren Fang direkt von den a Land gezogenen Booten verkauften.


Von Pichilemu aus machten wir uns auf den Weg ins Colchagua Valley, ein berühmtes Weinanbaugebiet, das für seine ausgezeichneten Weine bekannt ist und eine der besten Regionen in Chile darstellen soll. Wir waren gespannt, ob es diesem Ruf gerecht werden würde.
Unser erster Halt war bei Viña Laura Hartwig, einem etwas größeren Weingut, wo wir für Saskia eine Flasche Carménère kauften. Diese Traube stammt ursprünglich aus Bordeaux, ist in Europa heute aber meist nur noch in Cuvées zu finden. In Chile hingegen wird sie als eigenständiger Wein ausgebaut und gilt als eine der Spezialitäten des Landes.

Weiter ging es zur Viña Escondida, wo wir eine Führung über WhatsApp vereinbart hatten. Wir wurden herzlich von Macarena und Martin empfangen. Mit Martin und seinem Sohn besichtigten wir zuerst die kleine Lagerhalle mit sieben großen Stahltanls, die jeweils 5000-7000 Liter fassten sowie etlichen Holzfässern. Hier durften wir einen Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 2023 direkt aus dem Stahltank probieren. Der Wein schmeckte und roch intensiv nach roten Früchten – ein schöner erster Eindruck. Danach gab es einen Cabernet Sauvignon von 2020 aus dem Holzfass, und Martin erzählte uns, dass das Weingut ausschließlich Cabernet Sauvignon anbaut.


Die Tour führte uns schließlich in die alte Spielhalle des Anwesens, die heute als gemütlicher Verkostungsraum dient. Bei einem Glas Sekt aus Cabernet Sauvignon, der nach der klassischen Flaschengärung wie Champagner hergestellt wurde, erzählten Martin und sein Sohn mehr über die Geschichte des Weinguts.

Die Familie hatte Viña Escondida 2012 übernommen. Die Vorbesitzer produzierten keinen Wein, sondern verkauften die Trauben lediglich weiter. 2015 füllte Martin schließlich seinen ersten eigenen Wein ab und brachte ihn auf den Markt. Mit der Zeit entdeckten sie immer mehr über die Vergangenheit des Anwesens: Um 1910 diente das Gebäude als geheime Spielhalle. Hier trafen sich zwielichtige Gestalten – ein Minenbesitzer, dem die Spielhalle gehörte, mit seinem immer präsenten Hut und Holzstock, eine charmante Madame mit ihrem Duft nach Jasmin, ein geschickter Bankier mit Goldarmband, der das Kartenspiel „El Monte“ leitete, und ein eleganter Kellner, der einst die Schuhe eines glücklosen Spielers übernahm.
Diese historischen Figuren prägen noch heute das Weingut – sie zieren die Etiketten der Weine von Viña Escondida. Neben den Hauptfiguren gibt es noch weitere Charaktere, die die bewegte Vergangenheit dieses Ortes widerspiegeln und auf den Weinen abgebildet sind.



Nach dieser spannenden Reise in die Vergangenheit ließen wir den Abend entspannt ausklingen und übernachteten, wie vorab vereinbart, hinter der alten Spielhalle.
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