Unser Morgen startete sehr früh. Nachdem wir am Vorabend ein wenig enttäuscht waren, dass es weniger zu sehen gab als gehofft, stellten wir den Wecker so, dass wir nach Monduntergang, aber vor Sonnenaufgang nochmal die Sterne beobachten konnten. Um vier Uhr ging es raus aus dem Wohnmobil.
Aufgrund der Lichtverschmutzung war die Milchstraße schlechter zu sehen als bei den letzten Malen, als wir sie fotografierten (siehe z.B. Tag 65). Zum Beispiel waren die Magellanschen Wolken nur zu erahnen. Trotzdem machten wir ein paar Fotos. Die Versuche mit dem Teleobjektiv (nur f/5.6 bei 350mm APS-C) die anvisierten Objekte näher heranzuholen scheiterten jedoch. Die Fotos mit dem Samyang 12mm f/2.0 klappten wie üblich souverän.

Milchstraße bei Vicuña
Nach der Foto-Session ging es erneut ins Bett, und wir schliefen nochmal bis 9:00 Uhr. Anschließend gab es Avocado-Toast, und wir quatschten mit dem Campingplatzbesitzer, der uns anbot, am Abend nochmal mit ihm zusammen in die Sterne zu schauen. So verlängerten wir um eine weitere Nacht. Viel schneller als erwartet war es dann schon so weit, dass wir uns auf den Weg zum Observatorio Cerro Tololo machen mussten. Wir hatten Glück, dass eine chilenische Familie, die eine Ferienwohnung auf dem Campingplatz besitzt, uns die 15 km mitnahm, sodass wir nicht selbst fahren mussten.

Avocado-Toast zum Frühstück
Am Gate angekommen mussten wir erst warten, da die Tour vom Morgen noch nicht zurück war. Nachdem wir geparkt hatten, stiegen wir in einen Reisebus um, der uns mit gut einer halben Stunde Verspätung die 32 km lange Schotterstraße und 1.600 Höhenmeter hinauf auf den 2.200 Meter hohen Cerro Tololo brachte.

Zufahrtsstraße zum Cerro Tololo

Víctor M. Blanco Telescope auf dem Cerro Tololo
Beim Observatorium erwartete uns zunächst ein Marketingvideo von NOIRLab, dem US-amerikanischen Betreiber des Observatoriums. Zu NOIRLab gehören außerdem die Observatorien Gemini South, das Vera C. Rubin Observatory und das Kitt Peak National Observatory. Leider wurde im Video wenig über die Anlage auf dem Cerro Tololo erklärt, sodass uns ein Überblick fehlte, welche Teleskope es hier gibt und wodurch sie sich unterscheiden.

Blick Richtung Gemini South
Nach dem Film ging es mit einem Aufzug in das Víctor M. Blanco Telescope. Wir erfuhren, dass es einen Spiegel mit vier Metern Durchmesser hat, und durften sehen, wie sich sowohl die Kuppel als auch das Teleskop bewegen können. Währenddessen konnten wir ein paar Fragen stellen. Wir lernten, dass 10 % der Beobachtungszeit aller in Chile stehenden Teleskope für chilenische Projekte genutzt werden müssen. Die restliche Zeit dieses Teleskops wird aufgrund der US-amerikanischen Finanzierung von amerikanischen Universitäten genutzt. Wissenschaftler können sich mit ihren Projekten „bewerben“ und die gewünschten Beobachtungen durchführen lassen.

Saskia und Dominik vor dem Teleskop

Das eigentliche Teleskop
Nach der Besichtigung schossen wir draußen noch einige Fotos von der Anlage, bevor es mit dem Bus wieder bergab ging. Zurück am Gate fuhren wir wieder mit der sehr netten chilenischen Familie zusammen zurück zum Campingplatz. Dort angekommen, hatten wir erneut Glück, denn kurz darauf nahmen sie uns wieder mit in die zwei Kilometer entfernte Stadt Vicuña. Dort erwartete Saskia und mich ein kleines Fest, bei dem wir zum ersten Mal venezolanische Küche probierten. Es gab Enrollados zum Abendessen. Auf dem Handwerksmarkt stockten wir noch unseren Marmelade- und Honigvorrat auf. Und wieder hatten wir Glück: Wir trafen die chilenische Familie erneut, als sie gerade auf dem Weg zu ihrem Auto war. Sie nahmen uns mit zurück zum Campingplatz und ersparten uns so den zwei Kilometer langen Spaziergang.

Lokales Craft-Bier aus dem Tal

Zubereitung unserer Enrollados

Live-Musik auf der ziemlich großen Bühne
Zurück auf dem Campingplatz trafen wir dann noch alte niederländische Bekannte von der MV Ushuaia wieder. Nach einem kurzen Sprung in den Pool machten wir eine Runde Pisco Sour, die wir in einer chilenisch-niederländisch-deutschen Runde tranken.
Wenig später packte Marco, der Besitzer des Campingplatzes, seine Astrokamera (Seestar S50) aus. Es handelt sich um ein benutzerfreundliches Smart-Teleskop, das für Einsteiger in die Astrofotografie ausgelegt ist. Es erreicht beeindruckende Bilder, indem es automatisch viele Bilder übereinanderlegt und die Erdrotation ausgleicht.
Wir fotografierten nacheinander:
• M42 (Orionnebel)
• IC 434 (Pferdekopfnebel)
• NGC 2024 (Flammennebel)
• NGC 2070 (Tarantelnebel)
• IC 2944 (Laufende-Huhn-Nebel)

Orionnebel M 42

Pferdekopfnebel IC 434

Flammennebel NGC 2024
Vor dem Schlafengehen baute uns der Guide vom Vorabend noch das 12-Zoll-Teleskop auf, das wir in der Nacht zum Sternebeobachten nutzen durften. Bis es ins Bett ging, war es in Aussicht auf ein sehr frühes Aufstehen dann aber schon wieder viel zu spät.
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