Um halb 9 wurden wir von unserer Tour abgeholt, die außer uns keine anderen Gäste hatte. Gemeinsam mit Wilson (einem ehemaligen Minenarbeiter) und einem Fahrer ging es steil bergauf zum Cerro Rico. So steil wie die Straßen waren, war es gut, dass wir sie nicht selbst mit Bernie fahren mussten.
Unser erster Stopp war ein kleiner Supermarkt unweit der Mine. Dort erfuhren wir, dass die Minenarbeiter keine Uhr brauchten – sie merkten einfach am nachlassenden Geschmack der Koka-Blätter, dass es nach etwa vier Stunden Zeit für eine Pause war. Außerdem folgten wir der Tradition, den Arbeitern kleine Geschenke in Form von Süßgetränken zu kaufen, die wir später in der Mine verteilten.
Der Cerro Rico beherbergt unzählige Minen, die in Kooperativen organisiert sind. Früher kontrollierte der bolivianische Staat den Bergbau, doch nach dem Niedergang des staatlichen Unternehmens COMIBOL in den 1990er Jahren übernahmen selbstverwaltete Gruppen den Abbau. Heute arbeiten hier zwischen 8.000 und 10.000 Bergleute, oft unter gefährlichen Bedingungen. Die meisten verdienen ihr Geld, indem sie Rohmaterial an private Betreiber verkaufen.
An der Mine angekommen, wurden wir zunächst mit Gummistiefeln ausgestattet – Saskias passten perfekt, Dominiks waren etwas zu klein. Dann ging es hinein in das dunkle Labyrinth der Stollen. Unser erster Halt war ein kleiner Raum, in dem eine Figur des Tío (Onkel) stand – einer Art Schutzgeist der Minen, dem die Arbeiter regelmäßig Opfergaben darbringen. Neben Kokablättern und Alkohol landete dort allerdings auch einiges an Müll.



Wir setzten unseren Weg durch die engen Gänge fort und begegneten immer wieder Männern bei der Arbeit. Die meisten waren damit beschäftigt, zu zweit kleine Wägen mit jeweils zwei Tonnen Schutt aus der Mine zu schieben. Sicherheitsmaßnahmen gab es kaum, und es war recht offensichtlich, dass die harten Bedingungen hier auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter gehen. Diese werden nach Aussage unseres Guides oft nur 50 Jahre alt.


Nach der Mine ging es noch in eine Verarbeitungsfabrik, wo die Steine erst zerkleinert werden und anschließend mit Chemikalien die gewünschten Mineralien herausgelöst werden.

Zurück in der Stadt gab es noch ein schnelles Mittagessen, bevor wir uns mit Bernie durch den dichten Verkehr über steile Straßen, aus der Stadt heraus kämpften.
Dann ging es knapp 4 Stunden durch den Regen nach Sucre. Dort steuerten wir einen kleine sehr zentrumsnahen Campingplatz an. Wir sind recht froh, dass wir hier nur noch auf 2800 Höhenmetern sind, nachdem wir in Potosí die zwei für Bernie höchsten Nächte mit 3900 Höhenmetern hatten.


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