Nachdem der Guide der Free Walking Tour uns eine weitere Tour mit dem Fahrrad empfohlen hatte, buchten wir diese noch am Abend zuvor. Dementsprechend wurden wir heute Morgen um 10:00 Uhr am Treffpunkt erwartet. Mit den Fahrrädern ging es gemütlich zum Río Yanuncay, an dem ich am Vortag entlanggejoggt war.
Unser erster Halt war der Jardín Botánico de Cuenca. Der Botanische Garten von Cuenca beherbergt über 900 Pflanzenarten aus der Region, darunter Heilpflanzen, Bäume und Sträucher aus den Anden und dem Amazonasgebiet. Der Garten dient sowohl dem Erhalt der Biodiversität als auch der Umweltbildung. Zudem gibt es kleine Pfade und Aussichtspunkte entlang des Flusses.


Als nächstes stoppten wir an der Plaza del Herrero. Dort gibt es zum einen ein Denkmal für die vielen Spender, die zum Wiederaufbau des Viertels nach dem verheerenden Hochwasser von 2005 beigetragen haben. Zum anderen steht dort eine Skulptur zu Ehren der Schmiede, die früher in diesem Viertel ansässig waren. Früher wurde die metallene Figur des Schmieds bei besonderen Anlässen sogar in Flammen gehüllt – ein vermutlich spektakuläres Schauspiel, das jedoch mittlerweile mangels Funktionsfähigkeit eingestellt wurde.


Weiter ging es zur archäologischen Stätte Pumapungo. Dort zeigte uns unser Guide zunächst ein Vogelgehege, in dem zahlreiche heimische Vogelarten untergebracht sind. In der Prä-Inka-Zeit spielten Vögel aufgrund ihrer Farben und Flugfähigkeit eine wichtige religiöse Rolle. Anschließend erklärte er uns die Reste der Inka-Gemäuer, die einst Teil einer religiösen und administrativen Anlage waren.



Auf dem Rückweg kamen wir noch an der Puente Roto vorbei – der „zerbrochenen Brücke“. Diese wurde 1950 bei einem heftigen Hochwasser zerstört, ebenso wie mehrere andere der insgesamt 15 historischen Brücken von Cuenca. Heute endet die Brücke abrupt in der Luft und dient als Denkmal für die zerstörerische Kraft des Río Tomebamba.

Nach der Tour gingen wir zum Mittagessen in einen kleinen Käseladen, den wir am Vortag bei der Walking Tour entdeckt hatten. Danach besuchten wir das Museo del Sombrero de Paja Toquilla. Da die Guides dort jedoch gerade Mittagspause machten, liefen wir zunächst rund 20 Minuten zurück zur archäologischen Stätte Pumapungo, die wir am Vormittag besucht hatten, und schauten uns das dazugehörige Museo Pumapungo an. Das Museum bietet eine interessante Ausstellung zur präkolumbianischen Geschichte Ecuadors, zu ethnischen Gruppen wie den Shuar sowie zu kolonialer und moderner Kunst.
Anschließend kehrten wir zurück zum Hut-Museum. Dort wird die Herstellung des berühmten Hutes aus der Toquilla-Strohpalme gezeigt – von der Fasernutzung über das Flechten bis hin zur Formgebung. Obwohl der Hut international als „Panamahut“ bekannt ist, stammt er ursprünglich aus Ecuador. Seinen irreführenden Namen erhielt er, als Arbeiter beim Bau des Panamakanals in großer Zahl diese Hüte trugen – und auch Präsident Theodore Roosevelt mit einem solchen Hut bei seinem Besuch dort fotografiert wurde. Seither wurde der Begriff „Panamahut“ weltweit verwendet, obwohl die UNESCO 2012 das Flechthandwerk der Sombreros de Paja Toquilla als immaterielles Kulturerbe Ecuadors anerkannt hat.



Zurück am Wohnmobil steuerten wir noch den vor Cuenca gelegenen Parque Nacional Cajas an. Der auf über 3.000 Metern Höhe gelegene Nationalpark ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Wanderer, sondern auch von zentraler Bedeutung für die Wasserversorgung von Cuenca. Die unzähligen Lagunen und Feuchtgebiete des Parks – über 230 an der Zahl – fungieren als natürliche Wasserspeicher und liefern den Großteil des Trinkwassers für die Stadt. Neben seiner ökologischen Rolle bietet der Park eine eindrucksvolle Hochlandlandschaft mit Nebelwald, und einer einzigartigen Flora und Fauna. Eigentlich wollten wir beim Besucherzentrum an der Lagune Toreadora übernachten. Doch wir waren zu spät dran, und der Parkplatz war bereits mit einer Kette abgesperrt. Wenige Kilometer weiter fanden wir aber beim Mirador Tres Cruces auf 4.150 Metern einen schönen Platz zum Anhalten und Übernachten.

0 Kommentare