Von unserem Schlafplatz in Guamote ging es heute früh noch einmal rund zwei Stunden weiter bis zur Vulkan Chimborazo, dem (je nach Definition) höchsten Berg der Erde. Da die Erde keine perfekte Kugel ist, sondern an den Polen abgeflacht und am Äquator ausgedehnt, liegt der Äquator weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als andere Regionen. Der Vulkan Chimborazo, mit 6.263 Metern eigentlich „nur“ einer der höheren Andenberge, steht aber sehr nahe am Äquator – und ist damit, vom Erdmittelpunkt aus gemessen, der höchste. Er liegt damit weiter vom Zentrum der entfernt als der 8.848 Meter hohe Mount Everest. Es gibt keinen Punkt auf der Erde, der den Sternen näher ist.
Unabhängig davon, ob der Chimborazo der höchste Berg der Erde ist, ging es von unserem Schlafplatz ordentlich bergauf, bist wir beim Besucherzentrum ankamen, welches auf 4.350 Metern liegt. Dort angekommen, war vom Vulkan aber leider nichts zu sehen: Der Chimborazo war komplett in dichten Nebel gehüllt.
Ein Ranger des Besucherzentrum meinte, dass wir problemlos mit Bernie bis zum Refugio Carrel auf 4.850 Metern hochfahren könnten. Da aber schon die ersten Meter der Schotterpiste ziemlich miserabel aussahen, parkten wir lieber am Besucherzentrum. Eigentlich hätten nun zusätzliche 7 Kilometer und 500 Höhenmeter zu Fuß auf uns gewartet, wir hatten Glück und wurden von einem jungen ecuadorianischen Pärchen, das mit einem Taxi unterwegs war, mitgenommen.
Ab dem Refugio Carrel ging es dann zu Fuß weiter bis zur Laguna Condor Cocha auf 5.070 Metern. Auch wenn das Wetter munter zwischen Schneeflocken, Nieselregen und kurzen Momenten von Sonnenschein wechselte, blieb der Chimborazo weiterhin komplett verborgen.


Nachdem wir einige Zeit vergeblich an der Laguna Condor Cocha ausgeharrt und auf freie Sicht gehofft hatten, machten wir uns an den (recht kurzen) Abstieg. Die Fahrt vom Refugio zurück zu Bernie durften wir in einem Bus mit einer Schulklasse mitfahren, die auf Ausflug war. Die Fahrt war etwas abenteuerlicher als erhofft, denn der Busfahrer kam einmal von der Strecke ab, und wir hatten kurz Angst, dass der ganze Bus den Hang runter rutschen könnte. Es ging zum Glück aber alles gut.
Zurück in Bernie gab’s dann passend zum trüben, herbstlichen Wetter karamellisierte Apfelringe im Pfannkuchenteig und später zum Abendessen Flädle-Suppe. Mit 4.350 Höhenmetern wird das die höchste Nacht, die wir je in Bernie verbracht haben. Morgen früh wird es dann spannend, wie schnell und gut Bernie bei Kälte und dünner Luft anspringen wird.

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