Den Morgen verbrachten wir mit Luis. Zum Frühstück machte er uns sehr leckeres veganes Omlett und anschließend gingen wir gemeinsam noch ein Kaffee trinken.

Danach brachten wir unsere Rucksäcke in unser Hostel und liefen zum Museo del Oro, der (nach Aussage unseres späteren Guides) größten Sammlung von Goldstücken auf der Welt. Dort nutzen wir die Zeit bis zu unserer Stadtführung, um schon einmal einen Teil der Sammlung anzuschauen. Um 14:00 Uhr brachen wir unseren Besuch ab, und gingen zur Stadtführung, die direkt vor dem Museum begann.

Passend zum Gold Museum erzählte der Guide von den jahrhundertealten Zeremonien der Muisca an der Laguna de Guatavita, bei denen der Häuptling mit Goldstaub bedeckt auf einem Floß hinaus zur Mitte der Lagune fuhr, um kostbare Opfergaben den Göttern zu übergeben – ein Ritual, das später zur Legende von El Dorado wurde.

Interessanterweise wurde der neue Häuptling nicht direkt vom Vater an den Sohn bestimmt, sondern traditionell als erstgeborener Sohn der Schwester des Herrschers ausgewählt – ein System, das als matrilineare Erbfolge bezeichnet wird und die königliche Blutlinie eindeutig sichern sollte.
Danach liefen wir ein paar Meter weiter auf den Plaza Santander, der direkt vor dem Museo del Oro liegt. Francisco de Paula Santander war während der Unabhängigkeitskriege der wichtigste militärische Führer nach Simón Bolívar und wurde später der erste verfassungsmäßig gewählte Präsident der Republik Neugranada (dem späteren Kolumbien). An dem Platz steht die Iglesia de San Francisco, deren Bau bereits 1537 begann – nur kurz nach der Gründung der Stadt. Sie gilt als die älteste erhaltene Kirche Bogotás und wurde um 1551 aus Stein vollendet. Weniger bekannt ist, dass das Gelände des heutigen Platzes in der Kolonialzeit von den Spaniern als Exekutionsstätte genutzt wurde – unter anderem für indigene Menschen und all jene, die sich weigerten, zum Katholizismus überzutreten.


Bevor es weiterging, erklärte er uns noch die Bedeutung der kolumbianischen Flagge: Gelb stehe für den Reichtum und die natürlichen Ressourcen des Landes, Blau für die beiden Ozeane und den Himmel, und Rot für das vergossene Blut im Kampf um die Unabhängigkeit.
An der sogenannten „Corner of 4 Powers“ (Esquina de las Cuatro Potencias) treffen sich die vier zentralen Machtbereiche Kolumbiens – Religion, Regierung, Justiz und Wirtschaft – symbolisch vertreten waren. Die hier liegende Carrera 7 ist besonders bedeutend, da sie als eine der Hauptachsen der Stadt nicht nur das politische Zentrum verbindet, sondern auch eine wichtige kulturelle und wirtschaftliche Verkehrsader ist, die sich durch ganz Bogotá zieht und im Stadtzentrum verkehrsberuhigt ist.
Danach stoppten wir an einer Gedenktafel für Jorge Eliécer Gaitán, der nicht nur für seine sozialen Reformen bekannt war, sondern auch dazu beitrug, hochwertigen Kaffee in Bogotá und Kolumbien populär zu machen – zuvor war hier oft nur schlechter Kaffee verbreitet.

Anschließend gingen wir zum Plazoleta del Rosario, wo die erste Universität Kolumbiens steht – die Universidad del Rosario, die bis heute eine der renommiertesten juristischen Fakultäten des Landes beherbergt. Während des Unabhängigkeitskriegs wurde das Gebäude zeitweise als Gefängnis genutzt. Unser Guide erzählte uns außerdem, dass hier von Montag bis Freitag der größte informelle Smaragdmarkt der Welt stattfindet. Die Händler – meist ältere Herren auf der einen Seite des Platzes – tragen die kostbaren Steine am Körper und lassen sich diskret ansprechen. Kolumbien ist weltweit führend im Smaragdhandel, und viele der Steine auf dem Markt stammen aus den berühmten Minen von Muzo, Chivor und Coscuez.


Weiter ging es vier Blocks südöstlich in den ältesten Stadtteil Bogotás – nach La Candelaria. Zunächst legten wir einen kurzen Stopp am Mercado de la Concordia ein, wo heute hochwertige Produkte wie frisches Obst, Gemüse, Single-Origin-Kaffee und edler Kakao angeboten werden. Dort erzählte unser Guide eine Geschichte über den Niedergang der Chicha-Kultur: Der deutsche Auswanderer Leo S. Kopp gründete unter dem Namen Bavaria S.A. eine Brauerei, die heute zu den größten Lateinamerikas zählt. Anfangs war Bier ein Luxusprodukt, da alle Zutaten importiert werden mussten, und der Absatz war schleppend. Die Bevölkerung bevorzugte weiterhin das traditionelle Maisgetränk Chicha. Um den Bierkonsum zu fördern, unterstützten Regierung und Brauereien eine regelrechte Kampagne gegen Chicha. Mit Slogans wie „La chicha embrutece“ („Chicha macht dumm“) wurde gezielt das Image des Getränks beschädigt – und Bier als das moderne, zivilisierte Getränk der Zukunft vermarktet. Im Anschluss gab es für uns einen kleinen Schluck Chicha zu probieren.
Danach spazierten wir weiter in die Calle del Embudo, eine schmale, kopfsteingepflasterte Gasse mit Graffiti, Straßenmusik und kleinen Bars – das Herz der Altstadt. Unser Guide erwähnte, dass dieser Teil der Stadt beim großen Bogotazo 1948 – im Gegensatz zu anderen Vierteln – weitgehend unversehrt blieb, weshalb hier noch viele originale Kolonialgebäude erhalten sind. Wir steuerten dort den Plazoleta Chorro de Quevedo an. Das soll der gründungsort der Stadt gewesen sein.

Danach stoppten wir in der zehnten Straße vor dem Teatro Colón Bogotá. In dieser Gegend lebten die Reichen und schönen in der Vergangenheit. Hier war auch der erste Präsidentenpalast (Palacio de San Carlos), der heute das Außenministerium beherbergt.


Zum Abschluss gibt es zum Plaza de Bolívar, dem politischen Zentrum Kolumbiens. An den vier Seiten des Platzes befinden sich einige der bedeutendsten Gebäude der Hauptstadt: der imposante Justizpalast (Palacio de Justicia), der neoklassizistische Kongress mit seinem markanten Säulengang (Capitolio Nacional), das Rathaus von Bogotá (Palacio Liévano) sowie die prächtige Kathedrale Primada (Catedral Primada de Colombia).




Der Guide machte uns noch auf ein interessantes Detail aufmerksam: Die Kathedrale gehört nicht etwa Kolumbien, sondern offiziell dem Vatikan – sie ist also exterritoriales Gebiet. Passend dazu wehen auf dem Dach zwei Flaggen: die kolumbianische und die vatikanische. Wer genau hinsieht, erkennt eine subtile Machtdemonstration – die vatikanische Flagge hängt ein klein wenig höher als die kolumbianische.

Ein besonderes geschichtliches Gewicht trägt der Justizpalast: 1985 wurde das Gebäude bei einem spektakulären Angriff schwer beschädigt. Mitglieder der Guerillagruppe M-19 stürmten das Gebäude und nahmen Richter und Mitarbeiter als Geiseln. Die Armee reagierte mit massiver Gewalt – bei der darauffolgenden Militäroperation kamen über 100 Menschen ums Leben, darunter elf Richter des Obersten Gerichtshofs. Während der stundenlangen Kämpfe brach im Gebäude ein Großbrand aus, der große Teile des Palasts zerstörte. Zahlreiche historische Dokumente und Akten verbrannten, und das ursprüngliche Gebäude war danach nicht mehr zu retten. Der heutige Justizpalast ist ein vollständiger Neubau, der erst 2004 wiedereröffnet wurde. Der Vorfall, bekannt als Toma del Palacio de Justicia, gilt bis heute als dunkles Kapitel kolumbianischer Geschichte – geprägt von politischer Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und ungeklärten Schicksalen.
Wenig später endete die Tour und wir liefen zurück ins Hostel. Dort trafen wir einige andere Reisende, mit denen wir uns zum Abendessen verabredeten und mit denen wir anschließend um die Häuser zogen.

1 Kommentar
Werner · Mai 30, 2025 um 05:05
was waren die Zutaten fürs Omlett?