Nach dem Frühstück stand heute eine Schnorcheltour auf dem Programm. Zuerst wurden wir (inklusive Lena die wir gestern im Hotel kennen lernten) unweit der Mansión de Pablo Escobar aus dem Boot gelassen. Dort liegt ein altes Flugzeugwrack im Wasser, das einst zu Forschungszwecken dort platziert worden sein soll – es handelt sich also nicht um ein abgestürztes Flugzeug, wie man vielleicht vermuten würde. Leider war das Wasser sehr trüb, sodass man nur wenig erkennen konnte. Anschließend fuhren wir ein Stück weiter zur nordwestlichen Spitze der Insel, wo sich ein großes Korallenriff befindet – und damit auch viele bunte Fische. Beim Schnorcheln sahen wir zunächst vor allem graue, abgestorbene Korallen. Doch ein wenig weiter entdeckten wir auch beeindruckend große Bereiche mit lebendigen, gelben Korallen – ein schöner Anblick.
Zurück am Hotel gab es noch Pommes zum Mittagessen, und danach warteten wir auf das Boot, das uns zurückbringen sollte. Ab hier wurde es leider stressiger als geplant. Beim Ticketkauf war uns versprochenen worden, dass wir spätestens um 15:00 Uhr wieder zurück sein würden. Ein Versprechen, das sich schon bei Kommunikation zur Abholzeit als falsch herausstellte. Nach mehreren WhatsApp-Nachrichten wurde uns schließlich ein früheres Boot einer anderen Firma zugesagt. Dieses kam zwar pünktlich – nahm uns jedoch aufgrund falscher Anweisungen nicht mit, sondern zwei andere Personen. So mussten wir weiter warten, bis das nächste Boot kam, und es war ziemlich unsicher, ob wir unsere geplante Stadtführung noch rechtzeitig erreichen würden.

Die Sorgen über die verspätete Rückkehr waren jedoch schnell vergessen, denn das Wetter während der Rückfahrt wurde zunehmend ungemütlich. Zunächst wirkte der Himmel nur bedrohlich, doch wenig später begann es zu blitzen und zu donnern – und kurz darauf fing es ordentlich an zu regnen. Mit einem Speedboot, das mit über 50 km/h über das Wasser raste, war das eher weniger angenehm. Als wir schließlich im Hafen ankamen, staunten wir nicht schlecht: Die Straßen der Stadt waren komplett überflutet. Teilweise gab es keinen einzigen trockenen Weg mehr, den man mit Schuhen hätte passieren können – also zogen wir sie kurzerhand aus und gingen barfuß weiter.
Trotz der Verzögerung bei unserer Rückfahrt von der Insel schafften wir es gerade noch rechtzeitig zum Treffpunkt der Free Walking Tour – und der heftige Regen, hatte inzwischen glücklicherweise auch fast aufgehört. Nur die Straßen um uns herum waren eben noch überflutet. Die Tour selbst hätte beinahe nicht stattgefunden, denn alle der Angemeldeten außer uns sind nicht gekommen. Die Mindestanzahl liegt normalerweise bei vier Teilnehmenden. Zum Glück entschied sich Lena aber dazu auch mitzukommen, sodass wir zu dritt waren, was wohl gerade ausreichend war, damit die Tour starten konnte.

Wir begannen am Camellón de los Mártires, einem symbolträchtigen aber weniger schönen Platz, an dem im 19. Jahrhundert Unabhängigkeitskämpfer öffentlich hingerichtet wurden. Hier erklärte uns der Guide, dass Altstadt und der Stadtteil Getsemaní früher durch einen Kanal getrennt waren – heute ist davon kaum noch etwas zu erkennen. Früher war diese Trennung nicht nur geografisch, sondern wohl auch sozial und militärisch bedeutsam.
Am besten ebenso überfluteten Plaza de los Coches, dem einstigen Sklavenumschlagsplatz der Stadt, machten wir Halt. In der Kolonialzeit wurden hier Menschen öffentlich verkauft.



Die Tour führte weiter zur Plaza de la Aduana, dem ältesten und größten Platz der Altstadt. Hier steht heute eine Statue von Christoph Kolumbus – ein deutliches Symbol für die koloniale Prägung der Stadt. Cartagena wurde 1533 von Pedro de Heredia gegründet und entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten Häfen Spaniens in Südamerika. Der Reichtum der Stadt zog immer wieder Piraten an – berüchtigt waren etwa die Angriffe durch Francis Drake im Jahr 1586, bei dem ein Großteil der Stadt geplündert und niedergebrannt wurde.

Vorbei an der Iglesia de San Pedro Claver, benannt nach dem gleichnamigen Jesuiten, ging es weiter. Pedro Claver widmete sein Leben dem Schutz und der Versorgung der versklavten Menschen, die in Cartagena ankamen. Er taufte und betreute zehntausende Sklaven – nicht selten gegen den Widerstand der kolonialen Elite. Einige seiner sterblichen Überreste befinden sich bis heute in der Kirche, andere wurden als Reliquien über Kirchen in aller Welt verteilt. Claver wurde 1888 heiliggesprochen und gilt als Schutzheiliger der Menschenrechte in Lateinamerika.

Dann ging es zur Baluarte de San Ignacio de Loyola, einem Teil der mächtigen Stadtmauer. Cartagena wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts systematisch befestigt, um sich gegen die ständigen Angriffe europäischer Mächte zu schützen. Besonders berüchtigt war der Großangriff der Briten unter Admiral Edward Vernon im Jahr 1741, bei dem über 20.000 Soldaten gegen die Stadt vorrückten. Cartagena konnte dem Angriff standhalten, was ein entscheidender Moment für die spanische Vorherrschaft in der Karibik war.

Die Tour führte weiter zum Parque de Bolívar, wo sich auch der Palacio de la Inquisición befindet, welcher ein düsteres Zeugnis religiöser Kontrolle und Verfolgung ist. Von hier aus wurde jahrhundertelang die spanische Inquisition betrieben, insbesondere gegen Abweichler vom katholischen Glauben. Heute ist das Gebäude ein Museum.

Endpunkt der Tour war die Plaza de Santo Domingo, wo die berühmte Skulptur „La Gorda Gertrudis“ von Fernando Botero liegt – eine üppige Bronzefigur, die inzwischen zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Der Legende nach bringt es Glück, sie an der rechten Stelle zu berühren – für viele Touristen inzwischen ein festes Ritual.

Nach der Führung durch die Altstadt liefen wir mit Lena nach Getsemaní, dem ehemaligen Arbeiterviertel. Heute ist es bekannt für die Street-Art und einer eher alternativen Atmosphäre.




Dann ging es jeweils zurück in die Hostels, und später trafen wir uns nochmal in einer Pizzeria.
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