Deutlich früher als erwartet, schon um 6:30 Uhr, kamen wir mit dem Nachtbus in Salento an. Als erstes machten wir uns direkt auf den Weg zu unserem Hostel. Zwar war unser Zimmer noch nicht bezugsbereit, aber immerhin konnten wir uns in den Hängematten auf der Terrasse etwas ausruhen. Während wir langsam zu uns kamen, machten wir uns auf die Suche nach einer passenden Kaffeefarm. Nach etwas Recherche fiel unsere Wahl auf die „Finca Don Eduardo“ und morgens eine dreistündige Tour anbot.

Nur wenige Minuten Fußweg vom Ortskern entfernt, wurden wir dort von der sehr herzlichen Sabina empfangen, die uns durch die gesamte Tour führte. Den Auftakt machten allgemeine Informationen über Kaffee – insbesondere die Unterschiede zwischen Robusta und Arabica. Arabica gilt als hochwertiger, ist allerdings auch anspruchsvoller im Anbau. Robusta ist robuster (daher der Name), liefert aber geschmacklich oft weniger Nuancen.

Sabina bei der allgemeinen Einführung

Anschließend bekamen wir einen Überblick über die wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt: Brasilien liegt unangefochten an der Spitze – mit mehr Kaffee als die Länder auf Platz 2 bis 5 zusammen. Das meiste davon ist Arabica. Vietnam folgt auf Platz 2, spezialisiert auf Robusta. Auf Platz 3 liegt Kolumbien, wo ausschließlich Arabica angebaut wird – vor allem für den Spezialitätenmarkt. Dahinter kommen Indonesien (eine Mischung aus Robusta und Arabica, bekannt auch für den umstrittenen „Kopi Luwak“-Kaffee, der durch den Verdauungstrakt einer Wildkatze fermentiert wird) und Äthiopien, das Ursprungsland des Kaffees. Der Legende nach beobachtete ein Ziegenhirte, wie seine Tiere nach dem Verzehr der roten Kaffeekirschen überdreht herumliefen. Als er die Früchte mit einem Mönch gemeinsam probierte, war der Geschmack ungenießbar – also warfen sie sie ins Feuer, und der köstliche Röstkaffee war geboren.

Ab dem 15. Jahrhundert begannen Araber im Jemen mit dem Anbau – daher der Name „Arabica“. Lange hielten sie ein Monopol, bis die Niederländer im Zuge der Kolonialisierung Kaffeepflanzen nach Südostasien schmuggelten. In Südamerika wurde Kaffee später eingeführt – in Kolumbien begann der großflächige Anbau etwa 1860. Richtig bedeutend wurde er aber erst ab den 1920er-Jahren, als die europäische Nachfrage stieg. Um den vielen Kleinbauern eine Stimme zu geben, wurde die Nationale Kaffeebauern-Föderation gegründet. Etwa 80 % der kolumbianischen Kaffeefarmen sind kleiner als 5 Hektar. Die Föderation kauft das ganze Jahr über Kaffee in jeder Qualität und exportiert ihn – ein wichtiges Standbein neben Erdöl und Gold.

Anhand eines Schaubilds wurden uns die Schritte der Kaffeeproduktion erklärt, die auch im Hof sichtbar nachvollziehbar waren (siehe Foto im Artikel). Die Reise beginnt mit der Setzlingsaufzucht (Schritte 2–4), der Auspflanzung (Schritt 5) und Blüte (Schritt 6). Nach der Ernte reifer Kirschen (Schritt 10) wird die Haut entfernt (11–12), das Fruchtfleisch abgewaschen (13), fermentiert (14), getrocknet (15–16) und sortiert (17). In Kolumbien übernimmt die Trilladora (Schritt 19) das Entfernen der Pergamenthaut – eine Aufgabe, die für die meisten Kleinbauern zu teuer ist. Der Vorteil: Das Gewicht wird reduziert, was die Transportkosten senkt.

Schaubild über der gesamten Produktionsprozess

Nach diesem theoretischen Einstieg liefen wir etwa zehn Minuten zu einem nahegelegenen Hang, an dem die Kaffeepflanzen angebaut werden. Zu unserer Überraschung sah es dort gar nicht aus wie auf einer typischen Plantage. Statt gleichmäßig angeordneter Reihen und Monokultur wirkte das Gelände eher wie ein lichter Dschungel: dicht begrünt, aber mit vielen verschiedenen Pflanzenarten gemischt. Genau das ist beabsichtigt – die Finca verzichtet auf Pestizide und nutzt stattdessen natürliche Pflanzengemeinschaften, um Schädlinge fernzuhalten und den Boden zu schützen. Während wir zwischen den Pflanzen umhergingen, erklärte Sabina das Prinzip des ökologischen Anbaus in fünf Ebenen: Bodenbedeckung durch Gras, darüber die Kaffeepflanzen, dann kleinere Fruchtbäume, größere Fruchtbäume und darüber ein Dach aus hohen, einheimischen Schattenbäumen. Auf der Finca Don Eduardo wachsen sowohl traditionelle Sorten als auch moderne Hybride – darunter auch die gelbfrüchtige Varietät „Colombia Amarillo“. Die modernen Pflanzen sind meist resistenter und benötigen weniger Schatten, aber die Farm setzt bewusst auf Vielfalt und Qualität statt auf maximale Effizienz.

Die eigentliche Kaffeefarm
Erklärungen an der Kaffeepflanze
Unreife Kaffeekirschen
Alles auf einem Bild: Blüte, unreife, und reife Fruxzt

Während der Besichtigung machten wir einmal Pause und durften einige Früchte probieren, die auf dem Gelände wachsen. Und ebenso zeigte uns Sabina diverse sehr schöne Blüten.

Maracuja-Blüte
Bananenblüte

Anschließend durften wir eine Maschine ausprobieren, mit der frisch geerntete Bohnen von der Frucht getrennt werden – Schritt 11 der Übersicht. Außerdem warfen wir einen Blick in das überdachte Trocknungsgewächshaus, in dem die Bohnen nach der Fermentation rund 20 Tage lang trocknen, bevor sie weiterverarbeitet werden.

Maschine zum Trennen von Samen und Frucht
Waschen der Samen (schlechte Samen schwimmen oben und werden entfernt)
Trocknung der Samen

Interessant waren auch die unterschiedlichen Verarbeitungsmethoden: Während in Kolumbien meist gewaschener Kaffee produziert wird (der vor der Fermentation gewaschen wird), wird in Ländern wie Äthiopien oft „natural“ fermentiert – die Bohnen bleiben in der süßen Pulpe und trocknen damit zusammen. Vorteil: weniger Wasserverbrauch, was bei der dortigen Trockenheit wichtig ist.
Nach dem informativen Rundgang kehrten wir an den Ausgangspunkt zurück – und durften selbst Hand anlegen: Wir rösteten unseren eigenen Kaffee (Schritt 22), mahlten ihn (23) und tranken ihn frisch gebrüht in der Tasse (24). Deutlich weniger bitter als wir es sonst gewohnt waren, wodurch man das eigentliche Aroma viel besser schmecken konnte.

Rösten der Bohne
Frisch geröstete Bihnen
Aufbrühen des frisch gemahlenen Kaffees

Nach dem Besuch der Finca machten wir noch einen kleinen Bummel durch Salento. Der Ort ist recht schön mit vielen bunt gestrichenen Häusern. Wir schlenderten ein wenig durch die Straßen und liefen schließlich zu einem Aussichtspunkt am Rande des Städtchens.

Stadtbummel durch Salento
Aussicht auf Salento

Der Rückweg zum Hostel war dann ziemlich nass, da uns ein starker Regenschauer überraschte. Da wir aber nun aber auf das Zimmer konnten, war es nicht schlimm. Nach einer kurzen Pause ging es mit frischen trockenen Klamotten noch ins Café Orígenes Col, das sich auf hochwertige Spezialitätenkaffees konzentriert. Dort nahmen wir an einem kleinen Kaffee-Tasting teil, bei dem uns drei verschiedene Kaffees mit derselben Aufbereitungsart serviert wurden: ein klassisch gewaschener Kaffee, ein sogenannter „Honey“-Kaffee, bei dem die süßen Pulpe beim Fermentieren auf der Bohne bleibt, sowie ein natürlich fermentierter Kaffee, bei dem die gesamte Kirsche mitsamt Fruchtfleisch fermentiert wird.  Besonders interessant war beim Natur-Kaffee die intensivere Säure und das stark ausgeprägte Aroma dunkler Schokolade.

Aufbrühen der drei Kaffees

Den Abend ließen wir im Hostel ausklingen – mit einem überraschend guten Baguette aus dem Supermarkt, und anschließend waren wir sehr froh wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können.

Kategorien: Panamericana

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