Nach einem leckeren Frühstück in einem Café liefen wir zur Estación Científica Charles Darwin. Die Forschungsstation liegt direkt an der Küste unweit von Puerto Ayora und ist eine der bekanntesten Einrichtungen auf den Galápagos-Inseln. Sie dient dem Schutz und der Erforschung des Ökosystems des Archipels.
Ein zentrales Thema in der Ausstellung ist Charles Darwin selbst. Während seiner Reise mit der HMS Beagle machte Darwin im September und Oktober 1835 mehrere Stopps auf den Galápagos-Inseln. Er betrat erstmals am 18. September San Cristóbal. In den folgenden Wochen besuchte er unter anderem Floreana, Isabela und Santiago. Besonders beeindruckt zeigten ihn die zahlreichen, für jede Insel unterschiedlich ausgeprägten Tierarten – etwa die Meerechsen und Finken – die später entscheidende Hinweise für seine Theorie der natürlichen Selektion lieferten.

Die Ausstellung gibt darüber hinaus Einblick in die Arbeit der Charles-Darwin-Stiftung. Ihr Ziel ist der langfristige Schutz der biologischen Vielfalt der Inselgruppe. Zentrale Aufgaben sind Forschung, Erhaltungsprojekte und Bildungsarbeit für Einheimische und Besucher.
Ein bedeutendes Projekt der Station ist die Aufzucht von Riesenschildkröten. In freier Wildbahn überleben viele Eier und Jungtiere nicht, da eingeschleppte Tiere wie Ratten oder Katzen die Nester plündern. Um das Überleben der Schildkrötenarten zu sichern, werden die Eier eingesammelt, künstlich ausgebrütet und die Jungtiere erst nach einigen Jahren ausgewildert, sobald groß genug für ein sicheres Überleben sind.
Nach dem wir die Aufstellung angeschaut hatten, liefen wir noch an das Ende der Anlage, wo wir zuerst ein Gehege mit älter wirkenden Riesenschildkröten fanden. Wir wissen es nicht, aber vermutlich waren dies Tiere, die in der Natur nicht mehr überlebensfähig wären. In weiteren Gehegen etwas weiter hinten sahen wir Jungtiere aus der Aufzuchtstation, sortiert nach Alter.






Ein eher trauriger Moment war der Besuch bei Lonesome George. Der berühmte Schildkrötenbock war das letzte bekannte Exemplar seiner Unterart (Chelonoidis abingdonii) von der Insel Pinta. Sein Tod im Jahr 2012 ist ein trauriges aber mahnendes Beispiel für die dramatischen Folgen menschlichen Handels in sensible Ökosysteme.

Nach dem Rundgang spazierten wir weiter zur kleinen Bucht La Ratonera, die direkt an das Gelände der Forschungsstation angrenzt. Auf dem Weg dorthin begegneten uns zahlreiche Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus), die sich auf den dunklen Lavasteinen sonnten. Es sind dieselben Tiere, die Darwin 1835 als „ungeschickte“ Echsen beschrieb – an Land langsam und träge, im Wasser jedoch anscheinend wendige Schwimmer, die perfekt an die vorliegenden Lebensbedingungen angepasst sind.




Am Strand selbst konnte man verschiedene Schauspiele der Küstenfauna beobachten: farbenfrohe Sally-Lightfoot-Krabben (Grapsus grapsus) huschten flink über die Felsen, daneben saßen auch vollständig schwarze Krabben, vermutlich juvenile Exemplare der gleichen Art. Im seichten Wasser jagten Braunpelikane (Pelecanus occidentalis) nach Fischen. Mit ihren langen Schnabeln und den dehnbaren Kehlsäcken schaufelten sie immer wieder Fisch auf und verschlangen sie.






Im Anschluss an unseren Besuch der Charles-Darwin-Station durchquerten wir den Ort zu Fuß, um zum Startpunkt des Wanderweges zur Tortuga Bay zu gelangen. Der Weg beginnt am westlichen Ortsrand von Puerto Ayora und ist gut ausgebaut: ein gepflasterter, etwa 2,5 Kilometer langer Pfad führt durch einen typisch galapaguensischen Trockenwald. Die Landschaft ist geprägt von endemischen Pflanzenarten, darunter hohe Opuntien-Kakteen (Opuntia echios), die hier baumartig wachsen und von einer dicken Rinde geschützt sind.

Am Ende des Weges erreichten wir die Tortuga Bay, einen der bekanntesten Strände auf Santa Cruz – und vielleicht einen der schönsten Strände des gesamten Archipels. Der Name bezieht sich auf die Pazifische Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas agassizii), die hier regelmäßig zur Eiablage an Land kommt. Gerade aber aktuell scheinbar nicht. Baden ist an diesem Strand allerdings leider verboten, da die teils starken Strömungen wohl gefährlich sein können.



Wir liefen deshalb etwa einen Kilometer am Strand entlang bis zur ruhigen Nebenbucht Playa Mansa, die geschützt in einer kleinen Lagune liegt. Hier gibt es keine Wellen oder gefährliche Strömungen, das Wasser war allerdings Tag sehr trüb – Schnorcheln war daher eher sinnlos. Immerhin gab es am Übergang zwischen Tortuga Bay und Playa Mansa ein natürliches, klareres Becken, in dem einige kleine Fische zu beobachten waren.

Den Rückweg nach Puerto Ayora traten wir mit dem letzten „Wassertaxi“ des Tages um 16:30 Uhr an. Das Motorboot – eher eine einfache Yacht – brachte uns in einer halben Stunde zum Hauptpier. Am Abend folgten wir erneut einer Restaurant-Empfehlung von Wenke und Mario (siehe z.B. Tag 302): Mit einem kleinen Boot fuhren wir einmal quer durch den Hafen zum Restaurant The Point by Midori. Dort genossen wir nicht nur exzellentes Essen, sondern auch eine ganz besondere Kulisse: Unter dem offenen Deck des Restaurants tummelten sich junge Schwarzspitzen-Riffhaie (Carcharhinus melanopterus), die sich vom Licht anlocken ließen und beim Schwimmen immer wieder gut zu beobachten waren – ein eindrucksvolles Erlebnis zum Tagesausklang.




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