Da die Fähren auf den Galápagos-Inseln bekanntermaßen entweder sehr früh oder erst am Nachmittag fahren, klingelte unser Wecker wieder einmal vor Sonnenaufgang. Kurz nach sechs Uhr standen wir am Hafen von Santa Cruz und etwas nach sieben legte das Boot Richtung San Cristóbal ab. Die Überfahrt war weniger unangenehm als erwartet, und gegen halb zehn liefen wir im Hafen von Puerto Baquerizo Moreno ein. Vom Steg des Hafens entdeckten wir sogar noch zum ersten Mal eine Meeresechse im Wasser und nicht wie sonst immer an Land.


Wie auch auf den anderen Inseln hatten wir erneut Glück: Obwohl der reguläre Check-in erst am Nachmittag wäre, durften wir wieder unsere Unterkunft am Vormittag beziehen.
Im Anschluss holten wir unser Frühstück nach. Dafür ging es ins Ranti Kamak Galapagos Coffee, wo Kaffee serviert wird, der direkt auf San Cristóbal angebaut wird. Dort kamen wir mit dem freundlichen Barista ins Gespräch, der uns nicht nur Tipps für einen Besuch der Kaffeefarm gab, was vor allem für Siggi sehr interessant wäre, sondern auch hilfreiche Einblicke in die lokale Tourismusindustrie gab. Sein Rat: Wir sollten einfach bei der günstigsten Tour-Agentur buchen, da letztlich alle Agenturen dieselben Boote vermitteln würden. Zwar gäbe es mehrere Betreiber, doch sei es so geregelt, dass für unsere gewünschte Tour pro Tag nur zwei Boote auslaufen dürfen – und das in einem rotierenden System. Folglich verhandelten wir mit mehreren Agenturen über den Preis und buchten die 360°-Tour für den nächsten Tag schließlich bei der Agentur mit dem günstigsten Angebot.
Am Nachmittag stand das Centro de Interpretación auf dem Programm – ein überraschend informatives Besucherzentrum, das sowohl die ökologische als auch die historische Dimension der Galápagos-Inseln anschaulich vermittelt. Besonders interessant war der Abschnitt über das Zusammenspiel der Meeresströmungen, die das Klima und die Artenvielfalt des Archipels maßgeblich prägen. Die Galápagos-Inseln liegen an einem ozeanographischen Kreuzungspunkt: Der kalte Humboldtstrom transportiert nährstoffreiches Wasser aus der Antarktis nordwärts und sorgt entlang der südamerikanischen Pazifikküste – und auch hier – für ein vergleichsweise kühles Meeresklima. Gleichzeitig trifft aus dem Norden der warme Panamastrom auf die Inseln, vor allem in den Monaten, in denen der Einfluss des Humboldtstroms geringer ist. Aktuell, im Juni, dominiert der kalte Humboldtstrom. Dadurch liegen die Wassertemperaturen bei nur etwa 20 °C, was für tropische Gefilde überraschend kühl ist – dafür lassen sich in dieser Zeit deutlich mehr Meerestiere beobachten, insbesondere größere Arten wie Haie oder Rochen. Während der touristischen Hochsaison rund um den Jahreswechsel steigen die Wassertemperaturen auf bis zu 26 °C, allerdings nimmt dann oft die Wahrscheinlichkeit für Tierbeobachtungen etwas ab..
In der Ausstellung wird auch ausführlich auf die Bedeutung von Darwins Evolutionstheorie eingegangen, die hier ihren Ursprung nahm. Die Galápagos-Inseln dienten ihm bekanntermaßen als lebendiges Beispiel für die Anpassung von Arten an unterschiedliche Umweltbedingungen. Dazu passt das oft zitierte, aber nicht nicht wörtlich belegte Darwin-Zitat:
„It is not the strongest of the species that survives, nor the most intelligent, but the one most responsive to change.“
Dieses Zitat bringt treffend auf den Punkt, wie entscheidend die Fähigkeit zur Anpassung für das Überleben in einem sich ständig wandelnden Ökosystem ist – ein Prinzip, das die Galápagos-Inseln auf beeindruckende Weise verkörpern.
Ein weiterer Abschnitt widmete sich den Auswirkungen menschlicher Eingriffe. Bereits im 18. Jahrhundert wurden hier über 100.000 Riesenschildkröten von Walfängern geschlachtet und als Proviant mitgenommen. Später kamen invasive Arten wie Ziegen, Ratten und Katzen hinzu, die bis heute heimische Tiere bedrohen. Auch der Tourismus, so sehr er zur Finanzierung des Schutzes beiträgt, stellt durch steigende Besucherzahlen eine Herausforderung für das fragile Gleichgewicht dar.
Im historischen Teil zeichnet das Zentrum die Geschichte der Inseln nach – von ihrer zufälligen Entdeckung über mehrere gescheiterte Besiedlungsversuche bis zur Eingliederung in Ecuador. Auch geopolitische Interessen verschiedener Großmächte kommen zur Sprache, ebenso wie der heutige Balanceakt zwischen Schutz und Nutzung.
Vom Besucherzentrum aus starteten wir eine kleine Wanderung zur Bahía Tijeretas, wobei wir an mehreren Aussichtspunkten vorbeikamen und ein gutes Stück nach oben liefen. Dabei hatten wir immer wieder einen schönen Blick auf die Küste und das türkisfarbene Wasser. Dann ging es zurück auf Meereshöhe, wo wir in der Bucht eine Runde schnorchelten. Dabei konnten wir einige bunte Fische beobachten, sowie Meeresschildkröten, die gemächlich durchs Wasser glitten.




Letzter Halt des Tages war der Playa Punta Carola, ein sehr schöner Strand mit feinem Sand und unzähligen Seelöwen. Dort legten wir erst eine ausgedehnte Pause ein und betrachteten dann den Sonnenuntergang über dem Pazifik.


Zum Abendessen ging es nach einem Happy-Hour-Bier in ein eher lokales Restaurant abseits der Hauptstraße. Dort erwartete uns ecuadorianische einfache Küche in entspannter Atmosphäre zum fairen Preis.
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