Von unserem Schlafplatz bei der zerfallenen Kirche waren es noch 50 km bis in die Stadt Nazca, wo wir den kleinen Flughafen ansteuerten. Dieser hat die alleinige Daseinsberechtigung, Touris wie uns in Kleinflugzeugen über die Nazca-Linien zu fliegen. Dort angekommen war es das übliche Chaos mit Verkäufern, die alle mit hoher Wahrscheinlichkeit ein sehr ähnliches Erlebnis zu einem sehr ähnlichen Preis verkaufen wollten. Nachdem wir unser Ticket gekauft hatten, mussten wir zuerst noch zwei weitere Papiertickets kaufen. Eines davon war für die Nutzung des Flughafens, das andere ein Eintrittsticket, damit wir die Linien sehen durften, so wie wir es verstanden haben.

Und dann ging das Warten los. Beim Kauf des Tickets wurde uns versprochen, dass wir direkt losfliegen könnten, was sich offensichtlich als Lüge herausstellte. Und bei jeder Nachfrage wurde uns abwechselt erzählt, dass wir entweder in 15 oder 20 Minuten los könnten. Nach 1:15h warten war es dann aber soweit, und wir durften durch die Security zu unserem Flugzeug, einer Cessna 207.

Es dauerte nicht lange nach dem Start und wir sahen schon die ersten Figuren. Wie an Tag 251 beschrieben, wurden die Nazca-Linien zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. von der Nazca-Kultur erschaffen. Es wurde die dunkle Erdoberfläche abgetragen und so der helleren Boden darunter freigelegt. So entstanden riesige Linien, geometrische Formen und Tierfiguren. Erhalten blieben sie dank des extrem trockenen, windstillen Klimas der Wüste.








Irgendwann flogen wir auch über den Aussichtsturm, auf dem wir an Tag 251 waren, und sahen Figuren, die wir damals schon sehen konnten.




Als nächstes steuerten wir die sogenannten Acueductos de Cantalloc an. Diese sind ein jahrhundertealtes Bewässerungssystem nahe Nazca, das von der Nasca-Kultur zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde. Das Wasser stammt aus unterirdischen, von Andenregen gespeisten Wasserschichten und wird über horizontale Tunnel, die in diese Gesteinsschichten gegraben wurden, aufgefangen. Durch ein leichtes Gefälle fließt es dorthin, wo es gebraucht wird. Die spiralförmige Schächte (Puquios), die wir aus dem Fenstern des Flugzeuges sahen, dienen zur Belüftung, Wartung und Wasserentnahme. Beeindruckenderweise funktioniert das System nach wie vor und wird weiterhin genutzt.

Kurz vor der Landung flogen wir über Los Paredones, eine archäologische Stätte die von den Inka im 15. Jahrhundert errichtet wurde, kurz nachdem sie die Region in das Reich eingegliedert hatten. Es diente wahrscheinlich als ein administratives Zentrum, das der Kontrolle und Verwaltung der Küstenregion diente.

Nach der Landung gab es ein kleines Vesper in Berne und anschließend steuerten wir die zwei zuletzt aus dem Flugzeug gesehenen Stätten an. Zuerst ging es zu Los Paredones, wo wir einen kleinen Rundweg laufen konnten.

Weiter ging es zu den Acueductos de Cantalloc, die wir nun auch aus der Nähe inspizieren konnten.



Zum Abschluss des Tages fuhren wir aus Nazca hinaus zur knapp 30 km südlich gelegenen Nekropole von Chauchilla. In rekonstruierten, offenen Gräbern sitzen Mumien der Nasca-Kultur, von denen viele noch Haare haben und mit Textilresten umwickelt sind. Ihr erstaunlicher Erhaltungszustand sei der extrem trockenen Wüstenluft und den Bestattungspraktiken zu verdanken. Die Körper liegen interessanterweise nicht in geschlossenen Kammern, sondern man blickt in offene Erdschächte, die lediglich von einfachen Dächern geschützt werden.




Nachdem wir nun seit Tag 325 zum größten Teil auf uns bekannten Straßen unterwegs waren, ist die Strecke nach Süden von Nazca aus wieder neu von für uns. Auf unserem Weg nordwärts waren wir damals aus Osten von Cusco gekommen. Für uns geht es jetzt südwärts in Richtung Chile mit einem Zwischenstopp in Arequipa.
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