Der Tag begann mit einem Programmpunkt, wie er eben auch mal dazugehört: einem Besuch beim Zahnarzt. Bei Saskia war letzte Woche ein kleines Stück eines Zahns abgebrochen. Glücklicherweise entpuppte sich die Sache als harmlos. Der sehr freundliche, englischsprachige Zahnarzt gab Entwarnung. Es muss erst einmal nichts unternommen werden.
Im Anschluss ging es ins Restaurant Chira Fusion, wo wir uns für einem Kochkurs angemeldet hatten und unser heutiges Mittagessen selbst zubereiteten. In kleiner Runde mit vier französischen Touristen begannen wir mit der Zubereitung eines Gerichts namens Causa. Dabei handelt es sich um ein traditionelles Gericht auf Basis von Kartoffelbrei, der mit Butter und einer frisch zubereiteten Paprika-Creme (Ají amarillo) von uns verfeinert wurde. Das Püree schichteten wir dann in einer Form mit gerupftem Hühnchen, Avocado und Tomate.

Für den zweiten Gang teilte sich unsere Gruppe auf: Saskia und ein französischer Teilnehmer kochten das klassische Lomo Saltado, ein peruanisches Wokgericht mit Rindfleisch, roten Zwiebeln, Tomaten und Sojasauce. Ich selbst bereitete zusammen mit drei Franzosen Ceviche zu – mit frischem, in Limettensaft mariniertem Fisch, Zwiebeln, Koriander und einem Schuss Milch.


Bevor es ans Essen ging, durfte sich jeder noch eine Pisco Sour zubereiten. Entweder klassisch mit Limette oder alternativ mit frischer Maracuja.


Nach dem Kochkurs ging es ins Museo Santuarios Andinos, das sich den Andenopferkulten der Inka widmet. Es erinnerte uns logischerweise an unseren Besuch im Museo de Arqueología de Alta Montaña in Salta (siehe Tag 45). Beide Museen beschäftigen sich mit dem Capacocha-Ritual, einem rituellen Kinderopfer, das zur Ehrung der Götter durchgeführt wurde. Dabei wurden ausgewählte Kinder der Inka-Elite über Monate vorbereitet, auf hohe Berge geführt, dort betäubt und geopfert – in der Annahme, dass sie als Mittler zu den Göttern weiterleben würden. In Arequipa wird das Mädchen „Juanita“, auch bekannt als La Doncella de Ampato, ausgestellt. Sie wurde 1995 auf dem Vulkan Nevado Ampato entdeckt – in rund 6.300 m Höhe. Aufgrund der extremen Kälte ist ihr Körper nicht mumifiziert, sondern auf natürliche Weise tiefgefroren – Organe, Haut, Haare und sogar Blutreste sind außergewöhnlich gut erhalten. Es handelt sich also nicht um eine Mumie im klassischen Sinne, sondern um eine gefrorene Leiche. Mehr Infos gibt es bei Wikipedia. Leider war Juanita während unseres Besuchs gerade zur jährlichen Restaurierung an der Universidad Católica Santa María ausgelagert. Dennoch war die Führung durch die Ausstellung sehr interessant und wir konnten eine Replika von Juanita sowie etliche Grabbeigaben bewundern.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir das Monasterio de Santa Catalina de Siena, eines der beeindruckendsten Bauwerke Arequipas. In der Kolonialzeit war es in vielen spanischen Kolonien üblich – besonders unter wohlhabenden Familien –, dass mindestens eines der Kinder der Kirche übergeben wurde. Im Fall von Santa Catalina wählten Familien gezielt dieses Kloster, um ihre Töchter in einem angesehenen, abgeschlossenen und durchaus komfortablen religiösen Leben unterzubringen. Die Entscheidung hatte oft spirituelle, aber auch soziale und ökonomische Gründe. Gegründet wurde das Kloster 1579 von Doña María de Guzmán, einer wohlhabenden Witwe aus Sevilla. Es erstreckt sich über mehr als 20.000 m² – mit Gassen, Plätzen, Gärten und Innenhöfen wirkt es wie eine eigene Stadt inmitten der Altstadt. Die ältesten Gebäude im Adobe-Stil wurden bei mehreren Erdbeben zerstört. Der heutige Bau stammt überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert und besteht aus dem für Arequipa typischen weißen Sillar-Stein (vulkanischer Tuffgestein).





Das Kloster diente über Jahrhunderte hinweg als Rückzugsort für Töchter der Oberschicht. Diese brachten eine beträchtliche Mitgift mit und lebten in großzügigen Wohnbereichen. Meist teilten sich zwei Nonnen ein Haus, jede mit eigenem Schlafzimmer. Dazu gab es ein gemeinsames Wohnzimmer, eine Küche und oft sogar einen privaten Innenhof. Der Lebensstil innerhalb der Klostermauern war von erstaunlichem Wohlstand geprägt. Jede dieser kleinen „Hausgemeinschaften“ kochte für sich selbst – oder ließ kochen.




Zur Blütezeit lebten hier etwa 180 Nonnen, unterstützt von rund 270 Bediensteten – meist Waisen oder sehr arme Frauen. Diese erhielten kein Gehalt, sondern Unterkunft und Verpflegung als Gegenleistung. Insgesamt lebten also rund 450 Personen gleichzeitig im Kloster. Die Nonnen selbst konnten sich auf religiöse Studien, Gebet, Bildung und teilweise auch Unterricht für Mädchen konzentrieren. Seit 1970 ist das Kloster für die Öffentlichkeit zugänglich, vermutlich um die Restaurierungen zu finanzieren. Heute leben noch etwa knapp 20 Nonnen im abgeschirmten nördlichen Teil des Komplexes.
Zum Abschluss hatten wir dann noch Glück: Dienstags und mittwochs wird das Kloster nach Sonnenuntergang mit Kerzenlicht und Feuerstellen in den historischen Küchen erleuchtet – so liefen wir ein zweites Mal durch das Kloster.



Zum Abendessen stand dann ein weiteres Highlight an. Wir gingen zum nicht ganz günstigen Restaurant Zig Zag, welches sich selbst als Fusion aus Anden- mit Alpen-Küche beschreibt. Zusätzlich ist es berühmt für eine von Eifel erbauten Wendeltreppe. Das Essen war lecker und das Restaurant ist durchaus empfehlenswert.

Dann ging es sehr früh ins Bett, da der Wecker am nächsten Morgen um 3:00 Uhr klingeln wird. Wir werden mit einem Bus nach Cabanaconde fahren um dort drei Tage durch den Cañón del Colca zu wandern.
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